Der Waldfriedhof in Tilsit/Sovetsk
Es gibt wenig Begräbnisstätten, wo sich der Symbolgehalt der christlichen Losung "Frieden über Gräbern“ über Zeitepochen und Nationen hinweg so ausdrucksstark darbietet, wie auf dem Waldfriedhof in Tilsit/Sovetsk
Es ist nicht selbstverständlich, dass in Tilsit eine Kriegsgräberstätte in dieser Form und in diesem Umfang geschaffen wurde und unterhalten wird.
Auf der 1009 gegründeten Friedhofsanlage und dem 2006 eingeweihten Soldatenfriedhof auf dem Gelände des Tilsiter Walfriedhofs finden wir:
- Gedenksteine für Sammelgräber gefallener deutscher Soldaten des 1. Weltkrieges
- Namenssteine für Gräber russischer Gefallener des 1. Weltkrieges
- Gedenkanlage für gestorbene rumänische Soldaten des 1. Weltkrieges.
- Gräberfelder gefallener, gestorbener deutscher Soldaten des 2. Weltkrieges.
- Sammelgräber für ca 700 Tilsiter Bombentote 1943/44
- Einzelne Gedenksteine auf Grabstellen Tilsiter Bürger aus der deutschen Zeit.
Und alles in einem tadellosen Zustand.
Diese Gedenkstätte ist das Werk vieler Menschen, die mit Hingabe gearbeitet haben.
Wir von der Stadtgemeinschaft Tilsit schätzen das Wirken unseres Ehrenvorsitzenden Horst Mertineit und des Beauftragten für die Gräberfürsorge, Alfred Rubbel hoch ein, wir sind der Meinung, das ohne ihr Wirken, diese Kulturstätte nicht zustande gekommen wäre. Wir sprechen ihnen unseren Dank aus.
Die folgenden Berichte wurden zusammengestellt und bearbeitet von Alfred Rubbel und Manfred Urbschat.
Die in der Bildergalerie „Waldfriedhof Tilsit/Sovetsk“ gezeigten Bilder wurden bereitgestellt von Alfred Rubbel.
Bildergalerie Waldfriedhof Tilsit/Sovetsk
Die Gedenktafel der Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge
AUF DIESEM FRIEDHOF RUHEN
DEUTSCHE UND RUSSISCHE SOLDATEN
DES ERSTEN WELTKRIEGES
DEUTSCHE SOLDATEN UND ZIVILOPFER
DES ZWEITEN WELTKRIEGES
GEDENKET IHRER UND DER OPFER ALLER KRIEGE
Waldfriedhof Tilsit 2003 von Alfred Rubbel
Die Stadt hatte vor 1945 13 stadteigene Friedhöfe, der Waldfriedhof war der größte und als Parkanlage abweichend von den üblichen linearen Gräberreihen eine landschaftliche Bereicherung. Bis auf diesen Friedhof sind alle anderen systematisch zerstört, überbaut oder fremdverwendet. Seine Existenz und Schonung bis heute verdankt der Waldfriedhof der Belegung mit etwa 500 im I. Weltkrieg gefallenen russischen Soldaten, die dort beigesetzt wurden und deren Gräber bis zum Kriegsende in gutem Pflegezustand waren. Der Friedhof ist etwa 5 ha groß, hat durchgängig einen lichten NadelNadelNadelbaumbestand, der ca 80 Jahre alt ist. Der Boden ist gleichmäßig mit einem alten Blattpflanzen- und Bodendeckerteppich in ca 20 Höhe bedeckt und bedarf keiner Pflege. Das alte Wegesystem ist weitgehend erhalten.
Beerdigungen haben seit 1945 nicht mehr stattgefunden. Erhalten sind auch einzelne Grabsteine von Tilsiter Bürgern und deutschen Soldaten, gefallen im I. Weltkrieg. Gut erhalten und gepflegt in einer zusammengefassten Anlage sind die Gräber von russischen und rumänischen Soldaten aus dem I. Weltkrieg. Die Stadt Sovetsk ist Eigentümer des 1909 eingerichteten Kirchhofes.
Anfang der 90-er Jahre nahm der Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. Sitz in Kiel, initiiert durch den Vorsitzenden, Herrn Horst Mertineit, Verbindung zu den Behörden von Sovetsk auf. Ergebnisse waren:
Die Die DieStadt Kiel wurde Patenstadt.
Die Stadtgemeinschaft erhielt die Erlaubnis, auf dem Waldfriedhof eine Gedenkstätte für ihre Toten zu errichten.
Später kamen die Stadtgemeinschaft, die Behörden von Sovetsk und russische Veteranen überein, eine gemeinsame Gedenkanlage unter Einbezug der russischen Soldatengräber zu schaffen.
Der Volksbund begann danach seine Ausbauplanungen zu entwickeln. Darin waren einzubeziehen die Gräberbelegung mit geschätzt 2000 Wehrmachttoten, ebenso die inzwischen geschaffenen bzw. vorhandenen Gedenkanlagen für Deutsche und Russen und das russische Gräberfeld I. Weltkrieg. Die Arbeiten der Handwerkerlager richteten sich nach dieser Planung, sie bestanden aus Wegebau, Verbesserung der Umzäunung und vorbereitende Maßnahmen für die Gedenkstätte auf dem Ruinenberg.
Einweihung des Deutschen Soldatenfriedhofs in Tilsit/Sovetsk am30.06.2006
Im zweiten Weltkrieg sind im nördlichen Teil von Ostpreussen etwa 50 000 deutsche Soldaten gefallen. Die meisten von ihnen sind auf den deutschen Soldatenfriedhöfen Fischhausen, Germau, Heiligenbeil, Insterburg, Königsberg, Pillau, Schloßberg und Tilsit beigesetzt. Auf dem Waldfriedhof Tilsit, dem heutigen Sovetsk, wurden bereits im 1. Weltkrieg 514 deutsche und 486 russische Soldaten bestattet. Etwa 2000 gefallene Wehrmachtsangehörige des 2. Weltkrieges fanden hier ihre letzte Ruhestätte.
Der Waldfriedhof war der jüngste der 13 Tilsiter Friedhöfe. Eingerichtet 1909 als großzügige Parkanlage, wurden dort Tausende von Tilsiter Bürgern beigesetzt. Diesen Friedhof, der seinen Charakter beibehalten hat, prägt die Besonderheit, daß Tote aus drei Begräbnisepochen hier vereint ruhen.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat hier über seine Aufgabe, Fürsorge für Kriegstote hinaus, christlich-europäische Totenkultur erhalten. Darum ist der Waldfriedhof mehr als ein deutscher Soldatenfriedhof. Aus den ersten Anfängen 1991, die die Stadtgemeinschaft Tilsit, zusammen mit der russischen Stadtverwaltung von Tilsit/Sovetsk und dem dortigen Militär unternahmen, wurde das Fortbestehen des Friedhofes gesichert. Es bedurfte der Mittel und Möglichkeiten des Volksbundes, das Werk zu vollenden.
Vier Namensstelen, die direkt neben dem Gräberfeld der toten Soldaten der Wehrmacht aufgestellt wurden, nennen die Namen in alphabetischer Reihenfolge. An die daneben beigesetzten zivilen Bombenopfer erinnert ein Gedenkstein. Vom Eingang führt ein Weg zum Gedenkplatz mit dem Hochkreuz und der steinernen Gedenkaussage. Hinter dem Gedenkplatz befinden sich die Trümmer des Krematoriums.
Die Gräberfelder sind mit Symbolkreuzen gekennzeichnet. Dazwischen sind 12 Gedenkstelen für Kameradengräber des ersten Weltkrieges erhalten. Unmittelbar hinter dem Eingang, beiderseits des Hauptweges, sind 22 Familiengrabsteine aus der Zeit 1909 - 1944 erhalten. Vom Eingang rechts gelangt man zu dem russischen Gräberfeld des ersten Weltkrieges, die Namen der Toten sind auf Schriftplatten genannt. Russische Kriegstote des zweiten Weltkrieges sind hier nicht bestattet.
Auf dem mehr als vier Hektar großen Friedhof waren deutsch-russische Gruppen unter der Anleitung des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des Volksbundes fast 10 Jahre in Pflege und Restaurierung tätig. Das Engagement der russischen Jugendlichen aus Tilsit/Sovetsk hat erheblich dazu beigetragen, daß sowohl die ehemaligen Tilsiter und die heutigen russischen Bürger diesen Friedhof gemeinsam als den ihrigen annehmen.
Die Wiedereinweihung des Waldfriedhofes fand am 30.6.06 durch den Volksbund im Beisein von etwa 100 Gästen, zur Hälfte ehemalige Tilsiter und russische Bewohner statt. Die Bundesrepublik war vertreten durch den deutschen Generalkonsul in Königsberg/Kaliningrad, Rußland durch den Ressortchef der Gebietsregierung für Kunst.
Die Weihezeremonie gestalteten der evangelische Probst aus Königsberg und der orthodoxe Geistliche aus Tilsit. Die zahlreichen Kränze trugen russische Schüler der dortigen Schule Nr. 2, die über Jahre am Erhalt des Friedhofes beteiligt waren. Die Einweihungsfeier schloß mit beiden Nationalhymnen, gespielt von einer russischen Kapelle und dem Trompetensolo vom guten Kameraden.
Zu den stärksten Eindrücken dieser würdigen Veranstaltung, die frühere Kriegsgegner zusammenführte, war das gemeinsame gesprochene Vaterunser der beiden Geistlichen in der jeweiligen Landessprache. Die Einweihung war der russischen Seite so bedeutsam, daß die Zeitung "Prawda" darüber sachlich berichtete. Angereist waren auch Angehörige von Wehrmachttoten, die auf dem Waldfriedhof bestattet sind.
Übersetzung aus “Kaliningradskaja Prawda" vom 1. Juli 2006. Nr.119 , Seite 6
Damit wir uns erinnern ...
Gestern fand in Sovetsk die Einweihung des teilweise wiederhergestellten WaldWaldfriedhofs statt
Sergej Jurjew
Dieser Friedhof entstand vor fast einhundert Jahren - im Jahre 1909. Hier wurden verstorbene Einwohner und gefallene Soldaten beigesetzt. Es waren nicht nur Deutsche. Bis in unsere Tage erhielten sich die Gräber einiger Dutzend russischer Soldaten, welche während des ersten Weltkriegs in dieser Gegend gefallen waren.
Es ist bemerkenswert, dass die örtliche Bevölkerung diese Gräber bis zum Jahre 1941/44 pflegte - berichtet der Assistent des Oberbürgermeisters der Stadt Sowjetsk, Igor Firsikow, aber nach dem Krieg verfiel der Friedhof. Die Gräber wuchsen mit Gestrüpp und Unkraut zu. Diese Situation änderte sich, als vor 15 Jahren der Vorsitzende der deutschen Gesellschaft "Tilsit“, Horst Mertineit den Friedhof aufsuchte. Das. was der Gast der Stadt sah, machte einen niederschmetternden Eindruck. Deshalb entwickelte er die Idee, mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf dem teilweise erhaltenen Waldfriedhof einige Gedenksteine aufzustellen. Nach der Vorstellung Mertineits sollte der Friedhof eine Stätte des Gedenkens für deutsche, russische und Tote anderer Nationalitäten werden.
Die Idee des Deutschen fand die Unterstützung örtlicher Organe und die Arbeit begann mit aktiver Beteiligung nicht nur der Deutschen, sondern auch der Sovetsker. Und nun ist offensichtlich alles fertig. Das Gelände Ist in Ordnung gebracht worden, mehrere Kreuze und symbolische Steine sind gesetzt.
Nach. Angaben von Mertineit ruhen auf dem Waldfriedhof 486 russische. 514 deutsche und ein rumänischer Soldat aus der Zeit des ersten Wettkriegs, ferner 305 deutsche und 6 italienische Soldaten, die während des zweiten Weltkriegs fielen. Beigesetzt sind auch 724 Einwohner von Tilsit, die während der Bombenangriffe 1943-1944 umkamen.
Zur Einweihung war von russischer Seite der Ressortchef Oleg Panasenko vom Ministerium für Kultur der Regionalregierung erschienen sowie Oberbürgermeister Swetlow. Die deutsche Seite wurde vertreten durch das Präsidiumsmitglied des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Dieter Landgraf-Dietz. den Generalkonsul der BRD in Kaliningrad, Guido Herz und natürlich durch Horst Mertineit. Weihezeremonien nahmen auch die Geistlichen der katholischen, evangelisch-lutherischen und der russisch-orthodoxen Kirche vor.
Übersetzung aus dem Russischen: Hans Dzieran
Und noch einmal Waldfriedhof in Tilsit.
2006 wurde auf dem Gelände unseres Waldfriedhofes nach Umbettung von etwa 900 gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieges und 86 Bombentoten der Stadt der Friedhof als Kriegsgräberstätte eingeweiht. Außerdem ruhen dort auch etwa etwa 500 deutschen Gefallene und 500 russische Kriegstote des I. Weltkrieges Der 1909 eingerichtete Friedhof hat bis 1944 in großer Zahl tote Bürger unserer Stadt aufgenommen. Und als einmalige Besonderheit findet man noch heute über 20 Grabdenkmale aus dieser Zeit. Die Gräberstätten sind von einem Zaun umschlossen, Das Gesamtareal betreut ein vom Volksbund angestellter russischer Aufseher.
Der Bereich der genannten Bürgergräber aus deutscher Zeit wird nicht von ihm gepflegt.
Wir ehemaligen Tilsiter sollten in Erinnerung behalten, daß diese Grabdenkmale als steinerne Zeugnisse bleibend an unsere Begräbniskultur, die 1909, vor hundert Jahren also, dort begann, zurückführt. Unser neuer Stadtgemeinschafts-Vorsitzender, Ulrich Depkat hat anläßlich seines Antrittsbesuches bei den Stadtoberen von Sovetsk Verbindung mit zuständigen Stellen aufgenommen, um den Plan, die Grabsteine zu reinigen, damit die Inschriften lesbar werdenwerden, zu verwirklichen. Der Anfang ist gemacht mit Frau Tamara Kobsar, die früher im Schulwesen tätig war. Sie hat Jugendliche gefunden, die gegen ein noch zu bestimmendes Entgelt diese Arbeit erledigen. Es wurde bisher eine gute Arbeit gemacht. Eingebunden in dieses Vorhaben ist auch die Russische Tilsit-Gesellschaft, so auch die Herren Polunin und Rosenblum.
Unsere Zielsetzung ist, daß die Arbeit fortgesetzt wird bis alle bürgerlichen Grabdenkmale "verjüngt" und möglichst lesbar gemacht werden. Man sollte überlegen, ob danach diese Denkmale dokumentiert/fotografiert werden um das Ergebnis in einer Sonderschrift der Stadtgemeinschaft zu veröffentlichen. Es ist gut vorstellbar, daß Nachkommen der Verstorbeben, deren Gedenksteine existieren, leben und mit dieser Schrift erreicht werden können. Vor einiger Zeit fragte eine ältere Dame, Frau Kreide, ob das Grabdenkmal der Kreides noch stünde, die Frage konnte bejaht werden.
Der Schulsprecher der Herzog-Albrecht-Schule, Siegfried Dannath-Grabs nahm bei dem letzten Tilsitbesuch eine Anzahl Stahlbürsten mit. Damit sind die Jugendlichen, die in den Vorjahren bei den Tilsiter Jugendlagern des Volksbund-Landesverbandes Rheinland-Pfalz an den Soldatengräbern des 1. Weltkrieges gearbeitet haben, erfolgreich ans Werk gegangen. Wir sollten dieses Vorhaben unterstützen weil es eine einmalige Gelegenheit anbietet, an unsere Stadt und ihre Menschen bleibend zu erinnern. Es reiht sich ein in die Gedenkkultur, die mit dem Gedenkstein, den die ehemaligen Herzog-Albrecht-Schüler gestiftet haben, geschaffen wurde. Dieser Gedenkstein auf dem Waldfriedhof erinnert an die ca. 700 Bombentoten unserer Stadt, die in den Jahren 1943 und 1944 ihr Leben verloren und meist an nicht mehr bekannten Plätzen unserer Stadt ruhen. Wir denken, daß wir Lebenden und Überlebenden so auf dem richtigen Weg sind, mehr als Lippenbekenntnisse für unsere Stadt und ihre damaligen Bewohner, die nicht mehr unter uns sind, einzubringen.
Restaurierte Grabsteine vorher und nachher
Der Gedenkstein für die 700 Bombentoten 1944 der Stadt Tilsit, 2006 gestiftet von der Schulgemeinschaft "Herzog-Albrecht-Schüler"
Bürgerliche Grabdenkmale auf dem Waldfriedhof
Alle Grabdenkmale sind verjüngt und bestmöglich lesbar. Dazu gehören auch die bürgerlichen Grabdenkmale.
Jakow Rosenblum hat alle restaurierten Grabsteine fotografiert und für unsere Internetseite zur Verfügung gestellt.
Mit der Veröffentlichung im Internet und evt. in einem Druckwerk kann erreicht werden, dass Nachkommen der Verstorbenen, deren Gedenksteine existieren, erreicht werden. Dass diese Zielstellung realistisch ist, zeigt ein Beispiel aus dem Sommer 2010. Im Reisebericht "Über die Ostsee nach Tilsit" wird geschildert, wie eine Familie den Namen eines Verwandten auf einer Stehle findet, von dem vermutet wurde, dass er nach einer Verwundung im Rußlandfeldzug auf dem Waldfriedhof bestattetsein könnte. Auch im vorherigen Beitrag wird ein Beispiel genannt.
Schauen Sie sich die Bilder an, sagen Sie es auch Verwandten und Bekannten, dass solche Bilder gezeigt werden, helfen Sie auch älteren Menschen, einen Blick auf diese Bilder zu werfen. Auf Wunsch können diese Bilder auch für die persönliche Nutzung bereitgestellt werden.