Gemeinde Hussehnen
Das Dorf Hussehnen war ein alter prußischer Ort, dessen älteste Namen mit „Awseynen“ und „Oßainen“ angegeben sind. Die Bedeutung des Namen ist unbekannt, er stammt aus der prußischen Sprache. „Awseynen“ lag in der Ordenszeit im kammeramt Zinten der Komturei Balga und war ein kleiner prußischer Ort von etwa 5 Haken und 1-2 Freien Diensten. Genaue Angaben liegen nicht vor, aber die Nachbarorte hatten damals etwa diese Größe und man kann für Hussehnen auch davon ausgehen.
Beim Poleneinfall 1414 und vor allem im „Ständekrieg“ 1454/66 wurde der Ort schwer verwüstet. Anders ist es nicht zu erklären, daß er mit der Stadt Zinten und weiteren rund 30 Orten 1480 für eine Schuld von 1300 Gulden vom Orden an Hans und Amseln v. Tettau verpfändet wurde. Bischof Johannes Riesenberg löste 1494 diese Orte aus und sie gingen in seinen Pfandbesitz über. Nach dem Tode des Bischofs fiel alles wieder an den Orden zurück.
Die Kriegswirren des „Reiterkrieges“ 1520 haben Hussehnen – wie auch etliche Orte seiner Umgebung – dann ganz ruiniert, so daß es zu bestehen aufhörte und fast 40 Jahre wüst dalag. Erst am 29.3.1559 wurde Hussehnen – zusammen mit Rositten – neu gegründet, und zwar vom Schulzen Siegmund Abramowsky aus Sodehnen. 80 Hufen wurden für die Gründung beider Orte ausgetan; Rositten erhielt 49 Hufen und Hussehnen 31. Ein Sohn von Abramowsky – Sodehnen wurde Schulze mit 4 freien Hufen. Er mußte auch für den Gegenwert des überwiesenen Inventars in Höhe von 498 Mark 18 Schilling gutsagen. Das neue Dorf wurde damals „Oßainen“ oder auch „Hußainen“ genannt.
Die Besiedlung kam gut voran. Die neuen Bauern machten die verwilderte und verwachsene Feldmark wieder urbar. Im Jahre 1601 wurde die Hussehner Feldmark von Jacob Rode vermessen; sie war damals 31 Hufen und 4 Morgen 231 Ruten groß. Es heißt aber in dem damaligen Rezeß , „daß die Grenze zwischen ihnen und dem v. Arnswald (auf Wackern) noch nicht richtig gemacht war“. 1602 beklagte sich das Dorf bei der Landesherrschaft, v. Arnswald hätte ihnen 1 Hufe 9 Morgen 264 Ruten und v. Pilgram – Waldkeim für Suplitten 1 Hufe 22 Ruten „abgegrenzt“, wofür sie trotzdem Zinsen zahlen müßten.- Von 31 Hufen des Dorfes waren 4 freie Schulzenhufen; die restlichen 27 Hufen mit 10 Bauern besetzt und gleichmäßig verteilt. Diese zinsten um 1600 pro Hufe 2 Mark, 3 Scheffel Hafer und 2 Hühner zu Lichtmeß. Der Krüger mußte noch extra 2 Mark Krugzins zahlen; alle Zinsen waren zu Lichtmeß in einer Summe fällig.
Der Zins war um 1600 noch niedrig, weil viel Land gerodet werden mußte. Er war 1620 mit 10 Mark, 3 Scheffel Hafer und 2 Hühnern je Hufe schon beträchtlich höher, weil kein Scharwerk geleistet wurde.- Um 1600 lebten noch keine Handwerker im Dorf, nur 4 Instleute, die je 1 Mark zu zinsen hatten. 1620 war ein Bauer Schröder Schulze des Dorfes; dessen 10 Bauern damals hießen: Hans Haase, der Krüger; Stenzel Mischell; Lehnert Gallnau; Michel Ziebulsky; Valter Rieß; Greger Gorunau; Brosie Lehmkaul; Valter Bechler; Clement Fehrbach und Merten Reimann. Jeder dieser Bauern besaß 2 Hufen 21 Morgen und hatte zur Besetzung seines Erbes (fester Besatz) 4 Ochsen, 2 Kühe, 12 Scheffel Roggen, 12 Scheffel Gerste, 12 Scheffel Hafer erhalten. Im Dorf wohnten jetzt (1620) 6 Instfamilien und 1 einzelner Instmann, die zusammen 6 ½ Mark zinsen mußten.
Um diese Zeit (1619) wurde Hussehnen – mit Rositten du Gallingen – von der Landesherrschaft an Wolf Heinrich Truchseß v. Waldburg – Wildenhoff wegen geliehener 3000 Gulden verpfändet. Dieser Waldburger und sein Sohn Fabian Truchseß v. Waldburg haben das Dorf sehr gedrückt und ausgebeutet – man lese darüber bei Rositten nach, denn in Hussehnen war es nicht anders als dort. Später wurde das Dorf jedoch wieder ausgelöst und noch eine Zeitlang dem kurfürstlichen Rat Friedrich v. Mühlheim verpfändet. Danach ist es wieder ganz frei geworden und blieb bis in die neuere Zeit ein „Königliches Dorf“.
Im Jahre 1668 werden in der Kirchenrechnung neben den Bauern 1 Schneider, 1 Schuhmacher und 1 Radmacher als Handwerker erwähnt.- Die Bauern von Hussehnen waren inzwischen Hochzinser geworden und brauchten kein Scharwerk auf den Amtsgütern zu leisten.- 1785 war „Hußehnen“ ein „Kgl. Dorf“ mit 21 Feuerstellen und der Kirche in Kl. Dexen wie schon seit der Ordenszeit.- 1808 erhielt das Dorf 120 morgen Domänen-Forstland gegen einen jährlichen Kanon von 1 Sgr.4 Pf. Je Morgen verliehen; es wart also um 2 Hufen größer.- 1820 hatte das Dorf 24 Feuerstellen und 178 Bewohner und 1831 lesen wir: „Hussehnen in leichtem Boden hat 2106 Morgen Land, II Ackergüter, 7 Kätner, 14 Instleute und 180 Einwohner“. Im Jahre 1822 wurde ein Hof mit 165 Morgen Land zu 580 Talern und 1826 der kölmische Krug mit 183 Morgen Land zu 1310 Talern gerichtlich taxiert und zum Verkauf ausgeboten.
Nach der Separation vergrößerte sich Hussehnen durch Abbauten. 1846 waren bereits 29 Wohngebäude und 262 Bewohner im Dorf, 1871 zählte das „Kgl. Dorf Hussehnen“ 39 Wohnhäuser, 73 Haushalte und 347 Einwohner (darunter Baptisten). 1885 erfahren wir, daß das Dorf 575 ha groß war, davon 382 ha Acker, 103 ha Wiesen, 67 ha Wald. In 43 Wohnhäusern und 75 Haushaltungen lebten 386 Einwohner. – Im I. Weltkrieg zählte Hussehnen zu den Orten des Kreises, die von russischen Truppen Ende August 1914 nicht erreicht wurden.
Seit dem 30.9.1928 bestand die Gemeinde Hussehnen ohne weitere Ortsteile. Sie war 575 ha von 10,08 RM je Jahr und ha deutet auf guten Mittelboden hin. Hussehnen hatte eine mehrklassige Schule, die 1738 gegründet wurde. Letzter Hauptleher war Kurt Meyrahn. Die Kirche befand sich in Kl. Dexen, Standesamt und Amtsbezirk in Rositten, das Amtsgericht in Kreuzburg. Als Gemeindevorsteher amtierte 1930 Witt-Hussehnen. Ein eigener Friedhof wurde 1932 eingerichtet und am 20.11.1932 durch Pfarrer Lehmbruch – Kl. Dexen eingeweiht.
Hussehnen war ein mittleres Bauerndorf unseres Kreises mit 17 Bauern von 7,5-77 ha Landbesitz, 2 Gastwirtschaften mit größerer Landwirtschaft, 3 Kätnern, 2 Hökereien, 1 Schmied, 1 Stellmacher, 1 Sattler, 2 Schneidern, 1 Schuhmacher und mehreren Maurern. Alle Handwerker hatten einen kleinen Landbesitz. Ein Sägewerk war vorhanden, das das Holz der nahen Dinge-Forst verarbeitete. 1932 werden die größeren Höfe von Wilhelm Dreher, 33 ha; Erich Droeger, 32 ha; Franz Grabowski, 47 ha; Karl Hermann, 31 ha; Emil Peter, 49 ha; Otto Peter, 77 ha; Theodor Peter, 43 ha; Reinhold Rockel, 35 ha; Hermann Schröder, 37 ha; Leo Witt, 25 ha; genannt. Alteingesessene Bauernfamilien waren Reinhold Rockel (seit 1630, zuletzt Schwiegersohn Pototzki), Emil Peter (1709) und Hermann Schröder (1725).
Nach der Anlage des neuen Truppenübungsplatzes Stablack 1935 erhielt Hussehnen eine neue kürzere Schaussee-Verbindung zur Kirche Stablack, zu der es seit 1936 gehörte, und zur Kreisstadt Pr. Eylau. Auch eine neue Bahnverbindung der Strecke Pr. Eylau – Stablack – Zinten bestand seit etwas 1938; der Bahnhof lag etwa 1 km südlich des Dorfes. Die Gemeinde hatte 1933: 377 und 1939: 384 Einwohner.
Letzte Besitzverhältnisse in Hussehnen 1945 mit dem Durchschnitts – ha – Satz von 750 RM:
Arndt, Friedrich | 1,01 ha |
Belgardt, Fritz | 0,50 ha |
Biller, Hildegard | 18,00 ha |
Dorsch, Hans | 7,00 ha |
Dreher, Wilhelm | 32,00 ha |
Droeger, Erich | 34,50 ha |
Ficht, Fritz | 7,82 ha |
Filippzik,Emil | 2,25 ha |
Gekinski, Gertrud | 1,25 ha |
Gerlach, Walter | 0,25 ha |
Glagau, Otto | 1,50 ha |
Grabowski, Franz | 46,00 ha |
Grube, Ernst | 15,00 ha |
Günther, Emil | 3,00 ha |
Hermann, Karl | 30,00 ha |
Kerwel, Willi | 10,00 ha |
Kirschnick, Ernst | 18,03 ha |
Koslowski Paul | 2,00 ha |
Lemke, Albert | 8,00 ha |
Paeslack, Rudolf | 11,25 ha |
Peter, Emil | 48,75 ha |
Peter, Theodor | 42,00 ha |
Petrikat, Friedrich | 75,00 ha |
Pototzki, Karl | 1,00 ha |
Rautenberg, Fritz | 8,00 ha |
Reimann, Willi | 0,25 ha |
Rockel, Reinhard | 35,00 ha |
Schimnick, Willy | 17,00 ha |
Schröder, Fritz | 32,18 ha |
Skottke, Otto | 4,50 ha |
Trusch, Arthur | 0,50 ha |
Trusch, Johanna | 11,81 ha |
Witt, Leo | 24,00 ha |
Schule/Schulland | 2,00 ha |
Das Dorf Hussehnen wurde um den 12.2.1945 von sowjetischen Truppen besetzt, wobei es durch Kriegseinwirkungen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Seitdem liegt es in dem von den Sowjetrussen besetzten Teil unseres Kreises.
Quelle: Kreisgemeinschaft Pr. Eylau, Buch: Städte und Gemeinden von Horst Schulz
Hussehnen heißt heute Pogranitschnoje (übersetzt: Grenzdorf)
Gegenüber Rositten sind in Hussehnen mehr Häuser erhalten geblieben und es ist stärker bewohnt.
Über Hussehnen heute wird zu einem späteren Zeitpunkt berichtet.