Ortsteil Gallingen
Der Ort Gallingen bestand während der Ordenszeit im Kammeramt Zinten der Komturei Balga noch nicht, jedenfalls nicht unter diesem Namen. Dort im Zentral-Stablack lagen vielmehr die prußischen Dörfer Auctogarben und Tapperlauken (namensgleich mit dem späteren Zipperken), die beide in den Kriegswirren von 1454/66 und vor allem 1520 untergingen. Auctogarben wird 1432 genannt, als der Pruße Nobitt für 15 Scheffel nicht gelieferten Pflugkorns 1 Mark zahlen mußte. Diese beiden prußischen Dörfer werden erst wieder um 1540 erwähnt; so 1540: Das wüste Gut Auctogarben (bedeutet etwas „Hoher Berg“) nutzt Blasius in Quehnen. 1553 wurden 6 wüste Hufen Tapperlauken an Dietrich v. Kanitz verliehen, dem auch Sodehnen, Bomben und Bombitten gehörten.
Bei der Neugründung des Kirchspiels Kanditten 1575 gehörte der Ort Gelinden mit 33 Hufen dazu. „Gelinden“ ist der alte Namen von Gallingen, der bis um 1850 im Gebrauch war. Gelinden ist wohl in der Zeit der Neubesiedlung von Rositten um 1558 neu gegründet worden un gehörte seither zum Kirchspiel Kanditten. Als das junge Dorf dann etwas eingewirtschaftet war, wurde es um 1619 mit Rositten und Husssehnen für eine Schuld von 3000 Gulden an Wolf Heinrich Truchseß v. Waldburg auf Wildenhoff verpfändet, der die Abgaben der Dörfer als Zinsen für sein verliehenes kapital einzog. Da die Schuld nicht zurückgezahlt werden konnte, bekam der Waldburger 1627 das Dorf Gelinden verliehen. Es wurde damit ein adeliges, gutsuntertäniges Dorf von Wildenhoff.
Gelinden (Gallingen) blieb etwa 175 Jahre ein adeliges Gutsdorf von Wildenhoff. Als solches hatte es 1785: 6 Feuerstellen; der Kirchort war Kanditten. Bald danach ist es von Wildhoff verkauft worden und in den Besitz des Rittergutes Robitten übergegangen, das aus dem bisherigen Bauerndorf ein adeliges Vorwerk machte. Als solches hatte „Gelinden“ 1820 nur noch 4 Feuerstellen und 32 Einwohner.- 1831 lesen wir:“Gelinden“, 2 Meilen westlich von Pr. Eylau in Mittelboden, ein Vorwerk von Gut Robitten – noch so genannt – als Vorwerk mit 3 Wohngebäuden und 54 Einwohnern im Besitz von Robitten und wird auch noch 1857 nicht als selbstständiges Gut erwähnt.
In der folgenden Zeit ist das Vorwerk Gallingen dann verkauft und ein selbstständiges Gut geworden. Als solches hatte 1871 das adelige Gut Gallingen – 1871 so genannt – mit einem Waldhaus 5 Wohnhäuser, 16 Haushalte und 90 Einwohner.- 1879 war da Rittergut Gallingen 405 ha groß, davon 122 ha Acker, 58 ha Wiesen, 21 ha Weiden, 190 ha Wald, 9 ha Wasser, 5 ha Hof/Wege. Der damalige Besitzer, Leutnant a.D. Theodor Bielankowski zahlte 1900 Mark Grundsteuer-Reinertrag im Jahr.- 1885 wird die Gutsgröße mit 419 ha angegeben. In dem zum Kirchspiel Kanditten gehörenden Gut waren 4 Wohngebäude, 15 Haushalte und 79 Bewohner. Das Gut betrieb ein Sägewerk. 1895 wird das Gut mit 5 Wohnhäusern, 15 Haushalten und 73 Einwohnern genannt, worin die „ehemalige Schneidemühle“ mit 1 Wohngebäude und 14 Bewohnern enthalten ist.
Im Jahr 1907 gehörte das Rittergut mit Forst Gallingen Hans Sperling. Von den 419 ha Besitz waren 185 ha Acker, 36 ha Wiesen, 24 ha Weiden, 168 ha Wald, 2 ha Wasser, 4 ha Hof/Wege. Sperling betrieb Holländer Viehzucht und zahlte jährlich 1993 Mark Grundsteuer-Reinertrag.- Beim Verkauf des Gutes an Max Johnen wurde ein großer Teil des Waldes (etwa 100 ha) gesondert verkauft und wohl von der Begüterung Wildenhoff erworben, an deren Forst er grenzte. Jedenfalls war Gallingen 1913 nur noch 322 ha groß mit 184 ha Acker, 36 ha Wiesen, 23 ha Weiden, 72 ha Wald, 2ha Wasser, 5 ha Hof/Wege. 27 Pferde, 120 Rinder – davon 50 Kühe – und 120 Schweine waren der Viehbestand.
Seit dem 30.09.1928 gehörte der ehemalig selbstständige Gutsbezirk als Ortsteil zur Gemeinde Rositten, ebenso das Privatforsthaus Gallingen. Die Schule war in Rositten wie auch das Standesamt und der Amtsbezirk, die Kirche in Kanditten und das Amtsgericht in Kreuzburg.
1929 war noch Max Johnen, 1932 seine Witwe Margarete Johnen im Besitz des 322 ha großen Gutes. An der Besitzaufteilung gegenüber 1913 hatte sich 1932 kaum etwas geändert; auch der Tierbestand war etwa der gleiche. Um 1933 ist das Gut an einen Herrn Thiel veräußert worden. Bereits im Herbst 1934 kaufte aber der Militärfiskus mehr als die Hälfte des Gutes ostwärts der Straße Rositten – Gallingen- Quehnen für den Truppenübungsplatz Stablack auf. Den Rest des Gutes mit den westlichen Ländereien bis zur Kreisgrenze Heiligenbeil verkaufte Thiel zur Aufsiedlung. Es entstanden darauf drei Siedlungshöfe Bahn (vorher Orschen). Nichau (vorher Rositten) und Seidler (vorher Inspektor Pilzen). Im ehemaligen Gutshof wurde eine Heeres Revierförsterei (etwa 500 ha Forst) mit dem Heeres – Revierförster Fritz Vandrey eingerichtet, der im Gutshaus wohnte. Außerdem lebten im Ort noch einige Waldarbeiter in ehemaligen Arbeiterhäusern. So blieb es bis 1945.
Gallingen wurde um den 12.2.1945 von Sowjet-Truppen besetzt, dann aber im Sommer 1945 von den Sowjets geräumt und den Polen übergeben. Seither liegt es im polnisch besetzten Teil unseres Kreises und wird von den Polen „Galiny Ilaweckie“ genannt (zur Unterscheidung von dem „Galiny“ bei Bartenstein). Die Demarkationslinie zum sowjetischen Besatzungsteil verläuft etwas 1 km nördlich des Ortes. Gallingen wird noch von Polen bewohnt, doch ist es ein total abgelegenes, verlassenes Dorf „am Ende der Welt“.
Letzte Besitzverhältnisse in Gallingen 1945:
Bahn, Helmut | 23,75 ha |
Nichau, Walter | 19,75 ha |
Seidler, Albert | 26,25 ha |
Quelle: Kreisgemeinschaft Pr. Eylau, Buch: Städte und Gemeinden von Horst Schulz