Erwin Mallien
Erwin Mallien, geboren am 11. März 1907 in Balga, Ostpreußen, war ein Mensch der sich zeit seines Lebens durch Geradlinigkeit und preußisches Pflichtgefühl alter Tradition auszeichnete, der besonders auch nach der Vertreibung keine Kraft und kein Opfer scheute, um seinen Balgaer Landsleuten und unserer Kreisgemeinschaft zu dienen und zu helfen.
Nach sorgloser, froher Kinder- und Schulzeit auf dem elterlichen Bauernhof erlernte er in der Kreisstadt Heiligenbeil von 1922 – 1925 den Kaufmannsberuf, bis er sich dann 1932 durch Erwerb eines Lebensmittelgeschäfts in Balga selbstständig machte. Mit jugendlichem Elan und kaufmännischem Geschick entstand ein florierendes Geschäft. Erwin Mallien nahm regen Anteil am Gemeinde- und Vereinsleben des aufstrebenden Ausflugsortes Balga teil, wurde bald Mittelpunkt vieler Dinge und war mit Rat und Tat zur Stelle sooft man ihn brauchte. Für jeden hatte er ein offenes Ohr und eine helfende Hand. Seine Liebe galt der Heimat. Er war ein geachteter Bürger seines Heimatortes, bis er zu Beginn des zweiten Weltkrieges zum Militärdienst einberufen wurde. Seinen Dienst tat er anfangs bei der Flugwache Balga-Kahlholz; danach wurde er an die Ostfront versetzt und erlebte das Kriegsende schließlich in Dänemark.
Hier sah er den ankommenden Strom der Flüchtlinge und hier schon, in den Flüchtlingslagern, zeichnete sich sein späterer Lebensweg ab. Mütter suchten ihre Kinder, den Vater oder die nächsten Angehörigen, und nun begann er zu helfen; Familien wurden zusammengeführt und sein Rat wurde für viele Heimatvertriebene zum rettenden Anker.
Nach Kriegsende wurde er im Dezember nach Rendsburg entlassen. Mittellos versuchte er durch ambulanten Handel seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und bei dieser Gelegenheit hat er immer wieder Landsleute gefunden, die einander suchten. In mühseliger Kleinarbeit und bewundernswertem Idealismus hat er mit seinen überall verstreuten Landsleuten Kontakt aufgenommen; so ist es all die Jahrzehnte geblieben. Sein Haus und seine Familie blieben immer Anlaufpunkt und Auskunftstelle.
Am 3. Juni 1951 wurde unsere Kreisgemeinschaft Heiligenbeil in Lübeck gegründet. Landsmann Erwin Mallien wurde zum Gemeindevertreter von Balga und stellv. Kirchspielvertreter Balgas gewählt. Er war Mitbegründer und Kreisältester der Kreisgemeinschaft und hat 26 Jahre ehrenamtlich für seine Landsleute gewirkt. Immer neue Ideen nahmen Gestalt an und konnten verwirklicht werden. So entstanden schon früh durch ihn und seine Freunde Karteien und Nachschlagewerke. Zusammen mit dem Historiker Emil Johannes Guttzeit und Paul Birth, wurden in der Folgezeit die Erinnerungen an Balga festgehalten und in vielen Aufsätzen und Schriften veröffentlicht. 750 Jahre Balga und Kultur darf nicht vergessen werden, dieser Gedanke beschäftigte ihn bis in die Gegenwart. Auf Initiative Erwin Malliens wurde vom Landsmann Walter Droese ein Modell der Burg Balga erstellt. Der Kreischronist E. J. Guttzeit stand hierbei beratend zur Seite.
Erwin Mallien war ein geschätzter Mitarbeiter und Wissensträger der Kreisgemeinschaft und hat unsere Heimatstube in Burgdorf, in Zusammenarbeit mit dem Balgaer Kurt Wichert, mit nahezu 100 Bildern, Plänen, Büchern und Gegenständen von Balga bereichert.
Am 18 Juni 1984 wurde Erwin Mallien im Beisein zahlreicher Gäste und Freunde aufs höchste ausgezeichnet. Bundespräsident Carstens verlieh ihm das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Kreisdezernent Stork überreichte es ihm mit den Worten: „Sie, Erwin Mallien, haben sich in hervorragender Weise um die Heimat verdient gemacht.“
Am 21. Juli 1992, nicht lange nach seinem 85. Geburtstag, verstarb Erwin Mallien in seinem Wohnort Stade. Ein treuer Freund unserer Heimat ist von uns gegangen.
von Eva Droese