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Freitag, 26. April 2024

Haffküste und Strand

Erwin Mallien schreibt:

Balgas Haffküste begann kurz hinter dem Groß Hoppenbrucher Mühlenfließ an dessen Mündung ins Frische Haff und erstreckte sich bis kurz vor das Dorf Kahlholz. Das letzte Stück, beginnend bei der Burg war eine ca. 20 – 25 m hohe Steilküste, größtenteils aus Lehm bestehend.

Oberhalb dieser Steilküste verlief der „Kirchensteig“ von Balga nach Kahlholz. Herbst- und Frühjahrsstürme ließen die Wellen des Haffs Jahr für Jahr die Steilküste unterspülen, so daß immer mehr Land abbröckelte und der Kirchensteig auf die Ländereien zurückverlegt werden musste. Balgas Steilufer begann nach der dritten Tränke (Wasser für Tiere), die dem Landwirt Georg Mallien zusammen mit einem Stück Land gehörte, das jetzt kaum noch  ¼ Morgen,  im vergangenen Jahrhundert jedoch noch 3 Morgen groß war.

E. J.  Guttzeit führt weiter aus:

Überall dort, wo die Kliffküste nur von einem schmalen Strand begleitet wird, droht ihr Gefahr durch die anbrandenen Wellen des Haffs und im Frühjahr durch die Eisschollen und aufgetürmten Eisberge. Die Wellen bzw. Eisschollen unterspülen und untergraben die steilen Uferwände, so daß es zu Landabbrüchen kommt. Auf diese Weise tritt das Haffufer an vielen Stellen der Kliffküste immer mehr zurück, das abgespülte Erdreich wird durch die Strömung an andern Stellen wieder ans Ufer geschwemmt.

Beim Vergleich der Vermessungskarte von 1906 mit der Vermessung von 1938 hat Landmesser Feyerabend festgestellt, daß in den 32 Jahren  22 – 30 m Erdreich vom Haff verschlungen worden sind, d.h. die Haffwellen haben jährlich durchschnittlich 81 cm (das sind in hundert Jahren 81 m) fortgespült. Bei der gefährdeten 4 km langen Küste von Balga bis Kahlholz sind damit in hundert Jahren 32 ha (125 Morgen) Land verschwunden. Diese Tatsache erklärt u.a. auch, daß ganze Teile der einstigen Umfassungsmauer der Burg Balga abgestürzt sind. Bereits im Jahre 1620 klagte der Amtshauptmann zu Balga, Georg Saucken, in einem Bericht an die Regierung in Königsberg, daß  „die Mauer am Haab einige Risse bekommen und das Erdreich am Bergabhang abzuscheußen beginne.“

In den ordenszeitlichen Jahrhunderten bestand solch eine Gefahr nicht, weil, wie der Chronist Lukas David schreibt, „das Habes Wasser nicht so nahe an das Gebirge floß, als itzo (16. Jahrhunder) unter dem Gebirge gar schöne Wiesen gelegen“ hatten. Der Danzkerturm durfte auf diesem Wiesengelände, das bei Westwinden überflutet wurde, errichtet worden sein; seine Fundamentreste liegen heute 50 m vom Strande entfernt im Haffgrund. So weit ist das Land im Laufe der letzten Jahrhunderte weggerissen worden und das Haff vorgedrungen. In neuerer Zeit sind gewaltige Steinblöcke vor die Steilhänge aufgetürmt worden. Zu den Landverlusten haben nicht nur die Haffwellen beigetragen, der Mensch hat auch seinen Anteil daran. Er vernichtete die hier bestehenden Wälder und schuf damit Stürmen und Wellen weite Angriffsflächen.

 

Das anschließende Burggelände war staatlicher Besitz. Hier war das Steilufer auch mit Bäumen bepflanzt und unterhalb hatte man aufgebaute Blockpackungen aus schweren Granitsteinen als Schutz gegen die Wellen angelegt. Ein Strand war hier nicht vorhanden. Oberhalb der Steine und der Mauerreste befand sich ein Fußweg, Cauersteig  genannt (Cauer war der Erbauer der Befestigungen und der Buhnen im Frischen Haff, ungef. 1878), der vom Burggarten zum Haff führte, wo die Steilküste auch mit großen Bäumen bepflanzt war. Oberhalb lag der Signalberg - auch Schloßberg genannt. Das Gelände reichte bis zu einem Treppenweg, der vom Burgplatz und vom Friedhof zum Haff führte. Bis zu den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurde das ganze Gelände vom Hafenbauamt Pillau verwaltet. In jedem Frühjahr wurde damals auch eine Landungsbrücke ins Haff gebaut, die zum Herbst hin wieder aufgenommen wurde. Später übernahm dann der Kreis Heiligenbeil die Verwaltung des ganzen Burggeländes. Am Treppenweg begann die Grenze der Kirchgemeinde Balga.

 

Hier waren die Abhänge mit Fichten bepflanzt. Oberhalb befand sich das  Ehrenmal für die Gefallenen 1914/18 und 2 Ruhebänke mit Blick auf Pillau und die Nehrung. Das Gelände ging bis kurz vor die Strandhalle (Inh. Walter Pultke).

Bis ins 15. Jahrhundert hinein war die Gegend zwischen Balga, Kahlholz und dem Schneckenberg mit Wald bestanden; hier lag der „Colwalt“, der im 15. und 16. Jahrhundert ausgeraubt und schließlich ganz abgehauen worden ist. Ebenso  wurde der Weidendorn, auch weidenblättriger Stechdorn, Meer- und Sanddorn genannt, auf den Haffufern mehrfach vernichtet, was ein großer Fehler war; denn der Sanddorn bildete eine vortreffliche Befestigung unserer losen Sandufer am Frischen Haff. Er wuchs bei Balga in großer Menge. Wo die Einwohner es haben stehen lassen und nicht aus Holzmangel weggehauen, da ist kein Nachfall der Sandberge zu besorgen, sondern diese werden von dem Weidendorn wie Mauern befestigt und gegen alle Stürme und anschlagende Gewässer zusammengehalten.

Der Kirchensteig führte durch drei Senkungen, die mit Tränken betitelt waren. Ab der zweiten Tränke, die ebenfalls dem Landwirt Georg Mallien gehörte, waren die Abhänge mit Strauchwerk, Seedorn u.a. bepflanzt. Hier war die Steilküste etwas niedriger und gehörte zum Pfarrland. Von hier ab entfernte sich der Kirchensteig etwas von der Küste. Der Strand unten war schmal und steinig. Die Steilküste war jeweils Eigentum des Besitzers der Ländereien oberhalb. Das letzte Stück vor dem Burggelände gehörte dem Landwirt Willi Böhm.

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